IG Experiment: was kostet ‚Marketing-ohne-Budget‘ wirklich?

Wie ihr vermutlich wisst, habe ich den Instagram Account von urlaubster.at seit 2018 und bis Mitte 2020 nicht betreut. Darüber schrieb ich in meinem Artikel: Social Media Experiment: was passiert, wenn nichts passiert?

In August 2020 führte ich ein neues Experiment durch. Ein bisschen Vorgeschichte dazu.

Vorgeschichte und Hintergrund des Experiments

Als wir urlaubster.at in 2014 gründeten, hatten wir natürlich einen sehr knappen Budget und mussten überall sparen. Deswegen besuchten wir gerne solche Veranstaltungen wie ‚Marketing ohne Budget‘.

Volle Freude erfuhren wir dort wie man Marketing TOTAL KOSTENFREI betreiben kann indem man einfach Social Media Kanäle nutzt. So wurde es allen Startups empfohlen Accounts in allen verfügbaren Social Media zu erstellen um dort ihr Unternehmen zu bewerben.

Und das taten wir auch. Neben der Webseite müssten wir jetzt folgende Kanäle bespielen:

  • AboutMe
  • Twitter
  • Facebook
  • Instagram
  • YouTube

Und obwohl die Social Media grundsätzlich gratis sind, sieht alleine diese Liste schon nach verdammt viel Arbeit aus. Und wenn ich schon kein Budget für eine Agentur habe und das alles selbst machen will, bleibt mir dann noch Zeit für andere Aufgaben?

Im Laufe dieses Experiments möchte ich herausfinden wie viel Aufwand es ist Instagram zu führen? und was bringt es eigentlich einem Unternehmen? Also wie viel Budget braucht ‚Marketing ohne Budget‘ wirklich?

Rahmenbedingungen

  • Kommunikationskanal: Instagram
  • Startpunkt: 05.08.2020
  • Dauer: 1 Monat
  • Anzahl der Postings: 30
  • Ein Posting bestehend aus Bild, Text und ca. 5 Hashtags

Content-Strategie hinter dem Experiment

Um dieses Experiment sinnvol durchzuführen, sprich ein Social Media Kanal sinnvoll zu führen, müssen vorab einige strategische Fragen geklärt sein.

Ziel definieren

Was ist das Ziel der Kommunikation? Traffic auf der Webseite erhöhen? Kauf eines Produktes oder Buchung einer Dienstleistung? Oder Reichweite steigern, indem man Abonenntenzahl erhöht?

In diesem Fall das Ziel ist:

  • Steigerung des Traffics (IG -> Webseite)
  • Reichweite

Messwerte definieren

Wie wissen wir, ob das Experiment erfolgreich war? Erfolg wird im Zuwachs an Webseiten-Sitzungen von Instagram und in der erzielten Reichweite gemessen.

Content-Typ definieren

Mit welcher Art des Contents lässt sich das Ziel am effiktivsten erreichen? Fotos? Videos? Storytelling? Umfragen? Erfahrungsberichte? HowTo-Anleitungen? Vergleich-Berichte?

Wo liegen unsere Stärken in Content-Produktion? Welcher Content können wir produzieren? Welcher Content haben wir verfügbar?

Nicht immer ist der Content den wir produzieren können auch der, der bei der Erreichung des Zieles sich am besten eignet. Also hier müssen meistens Kompromisse eingegangen werden.

Konformität mit Botschaftsarchitektur

Content von jedem Unternehmen soll mit der Botschaftsarchitektur im Einklang sein. Das bedeutet im Falle von urlaubster, dass jeder Contentstück muss folgende Werte wiederspiegeln bzw. vermitteln:

Motivieren zum Erleben und Freude an einfachen Dingen zu haben. Denn dadurch werden die Beziehungen in einer Familie gestärkt.

Botschaftsarchitektur von urlaubster.at

Um dieser Botschaftsarchitektur gerecht zu werden muss Content – in diesem Fall Bildmaterial – folgenden Voraussetzungen entsprechen:

  • Es soll immer klar sein wer das Foto gemacht hat – nur Familienmitglieder oder GOpro oder Selfie (kein Fotograf).
  • Nicht in die Kamera schauen (außer Selfie)
  • Echt – mit sich selbst beschäftigt (nicht gestellt)
  • Freude an gemeinsamen Aktivitäten soll spürbar sein

Dokumentation des Aufwandes

An dieser Stelle ist es wichtig anzumerken, dass die Content-Produktion Kosten wurden gespart indem ich Bilder aus dem Familienarchive genommen habe. D.h. die Kosten für die Reisen, Übernachtungen, Eintrittspreise bei den Ausflügen und ähnliches wurde in dieser Aufstellung nicht berücksichtigt.

Weiters um die Aufwand gering zu halten habe ich Bilder gar nicht editiert und keine Filter angewendet. Es gab auch niemandem, der meine Texte geprüft hätte – ich habe sie lediglich mit einem gratis Rechtschreibprüfungstool kontrolliert. Somit habe ich die Arbeit schneller erledigen können, das aber auf den Kosten der Qualität. Wenn man bei 30 Postings diese Aufgaben sauber macht, kommen einige zusätzliche Arbeitsstunden dazu.

BeschreibungAnzahl Stunden
Content-Produktionna
Auswahl Fotos von Archive4
Editieren der Bilder0
Erstellung der Texte4
Vier-Augen-Prinzip0
Hashtag-Recherche2,75
Planung & Veröffentlichen mittels Hootsuite1,25
Betreuen, Kommentare beantworten etc.2
Ergebnisse evaluieren2
Gesamt16

Als das Projekt am 5. August startete, habe ich bereits 12 volle Arbeitsstunden investiert, um den Content aufzubereiten. Das bedeutet ich bräuchte 2 Arbeitstage, um den Content für 30 Tage zu planen.

Messwerte

Hier sind die Auswertungen von den Ergebnissen. Das ganze Jahr vor dem Experiment war in IG nichts los. Als Experiment in August begann stiegen alle Werte an. Danach, als Account wieder inaktiv wurde, kehrten fast alle Werte zurück zu 0. Lediglich Anzahl von ‚Gefällt mir‘ und die Reichweite weisen noch Lebenszeichen auf.

Vor dem StartNach dem Ende6 Monate später
Messwert01.01.2020 – 03.08.202019.10.202020.10.2020 – 05.03.2021
Webseiten-Sitzungen von IG0+4~ (4)
Reichweite0+1348+125 (1473)
Impressionen0+1561~ (1561)
Anzahl von IG-Abonnenten70+1 ~ (71)
Anzahl ‚Gefällt mir‘0+259+26 (285)
Anzahl Kommentare0+17~ (17)

Resultat: Ist das Ziel erreicht?

Ich habe insgesamt 16 Arbeitsstunden investiert um die Steigerung des Traffics von IG zur Webseite zu erleben und eine schöne Reichweite zu bekommen. Das hab ich erreicht:

  • +4 Zuwachs an Webseiten-Sitzungen von Instagram
  • 1473 erzielte Reichweite

Um das Ganze in ein Kontext zu bringen vergleichen wir das Ergebnis mit der Realwirtschaft (Danke an Philipp Töscher für die Idee!). Angenommen ich monetarisiere meinen Account und biete Werbeschaltungen an. Jetzt kann ich pro 1000 erzielte Reichweite ca. 35€ verdienen.

1473 / 1000 * 35€ = 51,55€

D.h. für die erzielte Reichweite von 1473 würde ich 51,55€ erwirtschaften. Insgesamt hab ich 16 Arbeitsstunden darin investiert.

51,55€ / 16Std = 3,22€

Somit habe ich für diesen Experiment mit einem Stundenlohn von 3,33€ gearbeitet. Ein angestellter Marketing-MitarbeiterIn in Österreich kostet durchschnittlich 20,-€ pro Stunde. D.h. für das ‚Marketing-ohne-Budget‘ habe ich folgenden Betrag ‚bazahlt‘:

(20,00€ – 3,22€) * 16 Std = 268,48 €

Quintessenz

In diesem Experiment habe ich ganz offen und ehrlich selbst für das ‚Marketing-ohne-Budget‘ draufbezahlt. Mit diesen 16 Stunden hätte ich was Besseres anfangen können. Aber so ist es wenn man von 0 auf anfängt. Es muss viel Arbeit investiert werden bevor ein IG Account Einnahmen generieren kann.

Wie man aus dem Experiment sieht – ein Instagram Account wird auch nicht zum Selbstläufer. Kaum hab ich die Content-Produktion abgestellt sind fast alle Werte zurück zu 0 gekehrt.

Startups mit einem knappen Budget empfehle ich daher nicht unsere Fehler zu wiederholen. Viele unterschiedliche Social Media Kanäle zu bespielen kostet viel Zeit und Geld. Auch wenn die Kanäle selbst kostenfrei sind. Wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, würde ich in 2014 eine sehr genaue Auswahl treffen und erstmal einen einzigen Kanal aufziehen.

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